Was kommt zuerst: IT oder Prozesse? Episode 2

Alexander Venn • 29. Januar 2024

Prioritäten für den Aufbau/Umbau eines Unternehmens

Customer Journey ist in aller Munde. Der Kunde ist König, damals wie heute. Die Ausrichtung auf den Kunden ist ein integraler Bestandteil des Erfolgs. Jedoch stellt sich die Frage, ob dies um „jeden“ Preis geschehen sollte. Abgestimmte, auf den Kunden ausgerichtete Prozesse sollten mit derselben Sorgfalt in Angriff genommen werden, wie die übrigen Prozesse innerhalb der Unternehmung. Denn nur so ist gewährleistet, dass alle Funktionen innerhalb einer Unternehmung nahtlos miteinander funktionieren, und zum Gesamterfolg beitragen. Eine einseitige Ausrichtung auf den Kunden kann zu Verwerfungen in der Prozesskette führen. Eine gesunde Abwägung zwischen Interesse des Kunden und Umsetzung in der Organisation ist daher oberstes Gebot.


Interim Manager können hierzu ihre Expertise einbringen und eine effektive Umsetzung konkret unterstützen.

Hier und in den folgenden Episoden werden wir das Thema mit unserer Praxiserfahrung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.


Um Kunden zu gewinnen oder zu halten, sollte sich das Unternehmen eine klare Positionierung am Markt erarbeiten. Viele nachgelagerte Funktionen müssen an der Positionierung mitarbeiten und haben gegebenenfalls eigene Effizienzbelange hintenanzustellen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vertrieb nur so gut funktioniert, wie die einzelnen Unternehmensbereiche, die diesen zuarbeiten. Mit Blick auf die IT heißt das, möglichst optimale Ausrichtung der ERP auf die Belange das Marktes, ohne dabei die Umsetzung innerhalb der Organisation außer Acht zu lassen. Die IT hat dabei den Supply Chain Charakter von modern ausgerichteten Unternehmen Rechnung zu tragen. Die Prozesskette zieht sich dabei vom Kundenwunsch, über die Logistik, die Produktion, die Konstruktion oder Produktentwicklung, die Arbeitsvorbereitung, dem Einkauf und die Disposition bis zum Zulieferer quer durch das Unternehmen.


Und genau hier kommt das eingesetzte ERP-System und die damit verbunden Prozesse ins Spiel. Ein reibungsloser Ablauf sämtlicher Prozesse erfolgt durch das eingesetzte ERP. Natürlich kann man, um den Kundennutzen zu gewährleisten, sämtliche Prozesse an und um den Absatz seiner Waren ausrichten. Dazu ist i.d.R. die komplette Anpassung einer bestehenden ERP-Lösung notwendig, oder man baut eine eigene Softwarelösung auf. Letzteres ist in der heutigen Zeit eher unwahrscheinlich. Damit befinden wir uns im Bereich Customizing von bestehenden Softwarelösungen, um die Kundenorientierung abzubilden.


Es gibt keine offiziellen Statistiken darüber, wie hoch der Prozentsatz von Unternehmen ist, die die ursprüngliche Version Ihres ERP-System komplett angepasst haben, aber er wird sicherlich sehr hoch sein. Wir sprechen also von gängiger Praxis.

 

Was sind die Auswirkungen dieser gängigen Praxis? Als erstes fällt einem der erhöhte Aufwand für das Customizing ein. Dieser ist schwer zu definieren, da mit jeder Änderung meistens auch Anpassungen an anderen Modulen eines ERP vorgenommen werden müssen. Änderungen ziehen immer weitreichendere Folgeänderungen mit sich. Anhand eines Projektes bei einem Großkonzern war festzustellen, wie sich das System zum Schluss am Rande eines Kollapses befand. Von den Kosten ganz zu schweigen, entschloss sich die Konzernführung, bei der Einführung einer höheren Version des ERP-Systems - bis auf wenige Ausnahmen - auf prozessbedingte Änderungen zu verzichten. Der Pflegeaufwand wurde um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag gesenkt., Nach vorliegenden Informationen, hat das Unternehmen keine Kunden verloren. Viele gängige ERP-Lösungen bilden heutzutage schon eine sehr kundenorientierte Abwicklung an. Leichte Modifikationen mal ausgenommen, ist die Prozessstabilität innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette bei den herkömmlichen ERP-Systemen bereits von den Herstellern optimiert worden.


Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Anbindung von Subsystemen. Diese folgen in Ihrer prozessualen Logik in der Regel den Standard-ERP Systemen. Daher wäre es eventuell langfristig nachhaltiger, die Subsysteme wie z.B. einen Produktkonfigurator oder ähnliches genau auf die gewünschten Prozesse auszulegen, ohne das fein abgestimmte Gesamtsystem zu ändern.



Schlussfolgerung


Unter Aufwandsgesichtspunkten sollten die Prozesse dem ERP-System folgen, um den Aufwand und die damit verbundenen Kosten gering zu halten. Standard ERP-Systeme bieten heute feinabgestimmte Prozesse innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Individualisierung sollte über Subsysteme erfolgen, um das Gefüge der Prozesskette nicht zu stören. Kundenindividualisierung erfolgt entsprechend über customized Prozesse in den Subsystemen.

 

Wir als Interactive Interim Network sind dabei wir in der Lage, auf eigene Erfahrungsberichte unserer Mitglieder zurück zu greifen.


Gerne nehmen Sie Kontakt mit uns auf: 

E-Mail: info@interactive-interim.com

LinkedIn Profil: https://www.linkedin.com/company/interactive-interim-network


Episode 3 wird in Kürze veröffentlicht!



Über den Autor: 


Alexander Venn ist seit 27 Jahren in den Bereichen Einkauf, Logistik und SCM tätig. Die letzten 10 Jahre arbeitete Herr Venn als freier Berater und Interim Manager für Kunden aus den Bereichen, Anlagen-/Maschinenbau, Luftfahrtindustrie, Medizintechnik, Baustoffhersteller, Dienstleister und andere produzierende Unternehmen. Schwerpunkte sind Führung und Organisationsgestaltung, Prozessoptimierung, Strategieentwicklung und Umsetzung sowie Restrukturierung.

Mehr Informationen unter: https://www.mithridates-consulting.de/

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